Bis hierhin und nicht weiter!?
Grenzen in der Geschichte

Am 1. September startet der Geschichtswettbewerb mit dem Thema „Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“ in eine neue Runde. Das Chronoscope World bietet euch eine umfangreiche Kartensammlung, mit der ihr verschiedenen Themen auf den Grund gehen könnt.

Wir haben euch einige Grenzgeschichten rausgesucht, die als Inspirationsquelle dienen können. Stöbert gerne darüber hinaus im Kartenmaterial und forscht nach, wie sich eure Umgebung verändert hat.

Der Limes – Grenze des römischen Reiches

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Fast 500 Jahre kannte das Wachstum des römischen Reiches kein Ende. Völker und Staaten rund um das Mittelmeer wurden unterworfen und zu römischen Provinzen oder abhängigen Vasallenstaaten. Im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung endete diese Expansion und die Großmacht machte sich daran, ihre Außengrenzen gegen feindliche „Barbaren“ zu sichern. In Großbritannien wurde hierzu ein fast 120 Kilometer langer Grenzwall errichtet. Auf dem Festland diente ein System aus Kastellen, befestigten Straßen und Flüssen der Grenzsicherung. Heute ist der obergermanisch-raetische Limes mit 550km Länge das längste Bodendenkmal Europas.

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Preußen – Vom Kleinstaat zur zerklüfteten Großmacht

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Vom kleinen Herzogtum an der Peripherie zum mächtigen Königreich: Der Aufstieg Preußens ging mit einer ständigen Erweiterung seines Territoriums einher – durch Heirat und Erbfolge ebenso wie durch militärische und politische Expansion. Während im Nordosten ein einheitliches Staatsgebiet entstand, blieb der Besitz im Westen zersplittert, trotz großer Gebietsgewinne nach den napoleonischen Kriegen. Durch die Ausdehnung tragen auch heute noch Fußballvereine in Münster oder in Dortmund die Namen Preußen oder Borussia; das ist die lateinische Übersetzung von Preußen.

Der Höhepunkt der deutschen „Kleinstaaterei“

Karte anzeigenaus einem Geschichtsbuch von 1918

Wie ihr wisst, gibt es in Deutschland 16 verschiedene Bundesländer. Das sind ganz schön viele, allerdings gab es in der Geschichte noch viel mehr getrennte Territorien auf dem Gebiet, das heute Deutschland ist - nämlich 300 bis 400.

Seit dem Mittelalter war die Landkarte im sogenannten Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ständig in Bewegung. Territorien wurden aus politischen Gründen verschoben, aus dynastischen Gründen vererbt oder in Kriegen erobert. Mit der Reformation wurden aus den territorialen auch religiöse Grenzen, denn der jeweilige Landesherr bestimmte die Religion. Die konfessionellen Gegensätze waren ein wichtiger Auslöser des Dreißigjährigen Krieges zwischen katholischen und protestantischen Staaten 1618-1648. Durch die blutige Kriegsführung, Hunger und Seuchen starb bis zum Kriegsende schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches. Auch nach seinem Ende blieb das heutige deutsche Staatsgebiet ein einziger „Flickenteppich“ politischer, wirtschaftlicher und religiöser Grenzen.

Jederzeit könnt ihr zwischen der alten und der aktuellen Sicht wechseln, indem ihr die Transparenz mit dem Schieberegler rechts einstellt oder mit dem Karte ein- und ausblendenAuge die Karte ganz ausblendet.

Sachsen 1810 – „Königreich“ mit mittelalterlicher Verwaltung

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Im Dezember 1806 wurde Sachsen durch Napoleon vom Fürstentum zum Königreich erhoben, nachdem es dem französischen Rheinbund gegen Preußen beigetreten war. Damit ging eine leichte Verschiebung der Landesgrenze nach Osten einher. Das wichtigere interne „Grenzproblem“ wurde jedoch nicht gelöst: Auch als Königreich hatte das Land eine komplizierte Stände- und Territorialverfassung. Die zahlreichen Kreise und Herrschaften, die die verschiedenen Farben der Karte erklären, hatten unterschiedliche Privilegien und Rechte gegenüber der Regierung in Dresden.

Anders als die Bundesländer heutzutage, die in vielen Dingen eigenständig handeln dürfen, aber dennoch der Bundesregierung unterstehen, waren die Kreise und Herrschaften dadurch nicht dem Königreich untergeordnet und konnten ihre eigenen Interessen umsetzen.

Preußen, Frankreich und die Dörfer an der Saar

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Limite entre la France et la Prusse. - Plans dressés en exécution de la convention de limites du 23 oct. 1829 par MM Berlier pour la France, Derne pour la Prusse

Orscholz, Oberesch und Bliesgersweiler haben bislang keinen prominenten Platz in den Geschichtsbüchern gefunden. Mit einer Reihe ähnlicher Dörfer schrieben sie 1829 dennoch Geschichte. Nach der endgültigen Niederlage Napoleons 1815 waren die Ostgrenzen Frankreichs festgelegt worden. An der Saar gab es aber einige Dörfer und Ortsteile, in denen die alten Grenzstationen schlicht beibehalten wurden. Erst 14 Jahre später wurden die endgültige „Grenzkonventionen“ zwischen Frankreich und den Königreichen Preußen und Bayern vereinbart.

Ihr könnt euch durch die Karten klicken und euch somit an den alten Grenzstationen entlang hangeln.

Wusstet ihr, dass es den kleinen Ort Scheibenhardt zweimal gibt? Mit dem Wiener Kongress 1815 wurde der Fluss „Lauter“ zur deutsch-französischen Grenze erklärt. Dieser Fluss verläuft genau durch Scheibenhardt. Dadurch gibt es den Ort mit gleichen Namen einmal in Deutschland und einmal in Frankreich.

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Der Deutsche Bund

Karte anzeigenDeutsche Bundesstaaten 1848

Zwar hatten die napoleonischen Reformen und der Wiener Kongress die Zahl der kleinen Staaten deutlich reduziert, dennoch verblieben 38 Königreiche, Fürstentümer und freie Städte, die sich 1815 zum Deutschen Bund zusammenschlossen. Ursprünglich war er als Verteidigungs- und Wirtschaftsbündnis gedacht, wurde wegen der Interessenpolitik der großen Monarchien jedoch nie weiter ausgebaut. Als der negative Einfluss von Kleinstaaterei und Zollgrenzen auf die Wirtschaft immer deutlicher wurde, gründete sich 1834 der deutsche Zollverein, dem jedoch nicht alle Bundesstaaten beitraten.

Auf der Karte könnt ihr sehen, wie viele Teile damals zu deutschen Bundesstaaten zählen. In der Legende links unten auf der Karte sind alle Bundesstaaten samt damaliger Bevölkerungszahl aufgelistet. Vielleicht findet ihr ja das Bundesland, in dem ihr lebt.

Das Herzogtum Schleswig

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Das Herzogtum Schleswig gehörte bis 1866 zu Dänemark, das bis zum deutsch-dänischen Krieg von einer großen Vielfalt an Sprachen und Bevölkerungsgruppen geprägt war. Das große deutschsprachige Gebiet erklärt sich nicht nur durch die Grenze zum deutschsprachigen Herzogtum Holstein, sondern auch durch eine hohe Zahl deutscher Siedler:innen, die bereits ab dem Mittelalter angeworben wurden. Die friesische Bevölkerung hatte seit jeher ihre eigene Sprache. Die holländische Kirchensprache im Westen erklärt sich durch die Aufnahme reformierter Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden.

Auch heute noch leben viele Dän:innen in Schleswig-Holstein und haben dort als anerkannte Minderheit besondere politische Rechte. Außerdem gibt es viele dänische Kindergärten und Schulen, in denen dänisch gesprochen wird.

Die Cholera-Epedemien im 19. Jahrhundert

Karte öffnenGrenze zwischen Altona und Hamburg 1892

Wenn ihr mal durch Hamburg gelaufen seid, ist euch möglicherweise die ehemalige Grenze zwischen Hamburg und Altona untergekommen. Mittlerweile ist Altona ein Stadtteil von Hamburg, war jedoch aber lange eigenständig.

Hamburg und die damals preußische Stadt Altona waren bereits 1892 eng verbunden – oberirdisch. Sie hatten jedoch getrennte Wassernetze. Deshalb konnte sich die Cholera in Altona, dessen Trinkwasser gefiltert wurde, deutlich langsamer ausbreiten. Die größte Gefahr ging von Grenzgänger:innen in die Nachbarstadt aus.

Thüringen 1866

Die Verbreitung der Cholera in Thüringen hatte hingegen grenzüberschreitende Gründe, nämlich den Durchzug der preußischen Armee im preußisch-österreichischen Krieg von 1866.

Ein Blick auf die Legende zeigt, dass hier nicht die Farben, sondern die Unterstreichungen wichtig sind.

Moresnet – Niemandsland mitten in Europa

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Aufgrund der Grenznähe und der wertvollen Zinkerze gelang es auf dem Wiener Kongress nicht, eine Einigung über die von Frankreich besetzte limburgische Gemeinde Moresnet zu erreichen. Sie wurde in einen preußischen und niederländischen (später belgischen) Teil gespalten zwischen denen ein dritter, neutraler Teil lag, der von beiden Ländern gemeinsam verwaltet wurde. Bis zu Beginn des 1. Weltkriegs florierte dieses „Niemandsland“ nicht nur durch seine Bodenschätze. Die unklaren Rechtsverhältnisse sorgten auch für die Ansiedlung illegaler Geschäfte wie Spielhallen oder Bordellen.

Von der Zonen- zur innerdeutschen Grenze

Karte anzeigenBesatzungs-Zonen 1945

Karte anzeigenGrenzübergänge im Februar 1990

Nach der Kapitulation im 2. Weltkrieg stand Deutschland unter Verwaltung der alliierten Militärregierungen. Im Juni 1945 wurden vier räumlich klar abgegrenzte Besatzungszonen geschaffen. Was zunächst der einfacheren Verwaltung diente, wurde vier Jahre später zur deutsch-deutschen Grenze. Auf der einen Seite entstand aus den drei „Westzonen“ die Bundesrepublik Deutschland (BRD) als demokratisches Staatssystem, auf der anderen Seite aus der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als sozialistischer Staat. Vom Bau der Berliner Mauer 1961 bis zu ihrem Fall 1989 war die innerdeutsche Grenze eine der am stärksten bewachten weltweit.

Dass die Auswirkungen der Zonen bis heute anhalten, zeigt das Beispiel des Dorfes Mödlareuth, dass während der Besatzungszeit zwischen den USA und der Sowjetunion aufgeteilt wurde und sogar durch die innerdeutsche Grenze getrennt war. Dadurch liegt heute ein Teil des Dorfes in Thüringen und der andere Teil in Bayern.

InfoSpots anzeigenDas Kamera-Icon hier ist ein Info-Spot zu einem Dronenflug über Mödlareuth. Es gibt auch Einblicke ins Deutsch-Deutsche Museum des Ortes.
Weitere Info-Spots zum Thema Grenze

Wirtschaft oder Werte? Die Erweiterungen der EU

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Ihr seid bestimmt schon mal über eine Grenze von Deutschland gefahren und habt es möglicherweise gar nicht gemerkt. Das liegt daran, dass Deutschland Teil der EU ist und innerhalb der EU keine Zollgrenzen existieren. Die Geschichte der EU begann schon in den 1950ern.

Die Gründung der europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (später Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) hatten wirtschafts- und friedenspolitische Gründe, ebenso wurde die Erweiterung um Großbritannien 1973 wirtschaftlich begründet. Ab den 1980er Jahren änderten sich diese Motive. Griechenland, Spanien und Portugal sollten wirtschaftlich und politisch auf dem Weg in die Demokratie begleitet werden. Mit dem Vertrag von Maastricht und den Erweiterungen in Osteuropa wurde die EU immer mehr zu einer politischen Wertegemeinschaft – die in jüngster Zeit jedoch in mehrfacher Hinsicht an ihre Grenzen zu stoßen droht.

Chronoscope World FAQ

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