Sonifikation historisch astronomischer Photoplatten
Coding Da Vinci Nord Gewinner in der Kategorie Most unusual use of data
Das Projekt Klang der Sterne arbeitet mit Astrofotografien der Hamburger Sternwarte und mit Bildern des Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam. Das Leipnitz-Institut hat die Bildplatten digitalisiert und unter einer Creative Commons Lizenz frei zugänglich gemacht. Die Idee ist die Messdaten zu sonifizieren, also in gewissem Sinne die Struktur des Universums hörbar zu machen.
In diesem konkreten Beispiel geht es um ein Doppelsternsystem in Sternbild Schwan, dessen beide Sterne mit einer Periode von 1 Tag, 9 Stunden und 24 Minuten umeinander kreisen. Dabei verdecken sie sich zweimal und werden daher aus unserer Sicht kurzfristig dunkler. In der APPLAUSE-Datenbank des Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam gibt es zu diesem Sternsystem 1152 Helligkeitsmessungen zwischen 1923 und 1981. Der erste Sender entspricht den Aufnahme-Zeiten. Wenn man alle Umläufe dieser 60 Jahre übereinander legt, kann man die Helligkeitsschwankungen in diesem wundervollen alten Radio-Teleskop hörbar machen.
Klang der Sterne Video-Prototyp
V466 Cyg (im Schwan): 60 Jahre Helligkeitsmessungen chronologisch sortiert. Sonifikation mit Sonic Pi
V466 Cyg (im Schwan): 60 Jahre Helligkeitsmessungen beschleunigt auf 17 Jahre pro Sekunde. Sonifikation mit MetaSynth
V466 Cyg: Alle Helligkeitsmessungen der 60 Jahre in Phase zu 1.39156629 Tagen gebracht. Innerhalb der 4 Wiederholungen gibt es somit 8 Verdekungen, die als tiefes Brummen zu hören sind. Sonifikation mit MetaSynth
Das Audio-Experiment Nr.4 nutzt gleich 2 Doppelsternsysteme. Im linken Kanal ist GG Cyg mit einer Phase von 2,0084 Tagen zu hören – im rechten Kanal spielt unser guter Freund V466 Cyg mit einer Phasenlänge von 1,39156629 Tagen. Die Verdekungen sind diesmal als hohe Töne zu erkennen. Sonifikation mit Sonic Pi
Hier ist ein 4-Spur-Experiment. Im linken Kanal GG Cyg mit einem präparierten Klavier und darunter die Phase. Im rechten Kanal liefert V466 Cyg die Daten für das präparierte Klavier. Darunter ist ebenfalls die Phase zu hören, wie sie schon im vorigen Beispiel von Sonic Pi errechnet wurde.
An der Sonifikation und Umsetzung des Projektes arbeiten im Rahmen von Coding Da Vinci Nord:
Im Forschungstagebuch zu Klang der Sterne gibt es weitere Informationen zu den sonifizierten Doppelsternen, der Astro-Datenbank, sowie zur Entwicklung des Radio-Teleskops.
Die meisten Aufnahmen wurden mit dem Lippert-Astrographen der Sternwarte Hamburg-Bergedorf gemacht. – Hier im Chrososcope Hamburg – Foto vom 1.3.2017
cdvnord: Nochmals allerherzlichsten Dank an alle unsere Teilnehmer*innen und Glückwünsche an die Preisträger!
Barbara Fischer: Die bunte Vielfalt der Nullen und Einsen Oder: Warum Kulturerbe-Institutionen sich vor Hackern nicht fürchten sollten. In KulturBetrieb 1/2017 Seite 20:
Täglich beantworten Sie als Museumsmitarbeiter auch ungewohnte Fragen. Sicherlich wüssten Sie etwas zum Klang der Sterne in einem Röhrenradio zu sagen. Nicht? Ungewohnte Mischung? Das ist genau das Besondere an digitalisierten Kulturdaten. Sie sind an keinen fest definierten Kontext geknüpft, sondern können frei mit anderen Daten kombiniert, in andere Kontexte eingebunden werden und Antworten auf gänzlich ungewohnte Fragen geben. So zum Beispiel in dem Coding da Vinci Projekt „Klang der Sterne“ von Sandra Trostel. Die wech- selnden Lichtwerte der Sterne wurden in Töne umgewandelt. So gelang es, die Lichtschwankungen über ein wundervolles altes Röhrenradio hörbar zu machen.