LearnTec 2009 Interview: Cognitive Design und E-Learning

Am 6.1.2009 per eMail

Edgar Wang: Sie schreiben in Ihrem Abstract sinngemäß: „The computer is not a flexible medium for personal learning experiences." Kann man das online-basierte Lernen vergessen oder PCs nur für Recherchen / Googeln verwenden?

Matthias Müller-Prove: Computer und Internet ergeben sogar ein universelles Medium, das alle vorangegangenen Medien in sich vereint. Die Digitalisierung fast aller Inhalte stellt die klassischen Medien vor eine Existenzfrage. Gerade aber wegen der universellen Natur des Computers ist er nicht in genügendem Maße auf Lernsituationen oder als Medium für Knowledge-Worker zugeschnitten. Daher ist ein fundamentales Verständnis der Charakteristiken des Mediums Voraussetzung für einen sinnvollen Einsatz des Computers. Das sind nicht gerade die Eigenschaften, die man von einem Lernwerkzeug erwarten sollte.

Gibt es folglich ein vernünftiges Cognitive Design für Desktop- und Webanwendungen?

Ja. Es sei aber vorausgeschickt, dass es eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Computer gibt.
Gemäß Abraham Maslow, „Wenn man einen Hammer in der Hand hält, sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus.“
Der Computer prägt also die Denkbahnen, in denen wir uns bewegen. Wenn diese Situation dem Problem angemessen ist, kann das hilfreich sein. Wenn die Problemlösung außerhalb des mit dem Computer „einfach“ zu erfassendem liegt, dann ist das hinderlich. Der Ausweg liegt in der Kompetenz des Menschen die Einschränkung zu bemerken und seinen Gestaltungsraum zu erweitern. Das kann entweder durch neue Software geschehen, oder man bedient sich der klassischen Medien und Werkzeuge außerhalb der Computerwelt.

Was hat sich auf Ihrem Themengebiet in den letzten 3 Jahren verändert und welche Veränderungen erwarten Sie für die Zukunft?

3 Jahre sind da ein sehr kurzer Zeitraum. Aber das Social Web ist hier sicherlich zu nennen. Das Web war nicht als read-only Medium konzipiert. Technisch bedingt war es aber lange Jahre so, dass nur Experten Web-Inhalte erstellen konnten. Das hat sich geändert und die Folge ist eine Fokusverschiebung von Informationen hin zu Konversationen -- allerding in Micro-Einheiten, in denen komplexe Argumentationen und Zusammenhänge nicht erfasst werden können.
Im Social-Web sehe ich aber auch eine Chance der Informationsflut herr zu werden. Ich vertraue meinem Kontakt- und Freundeskreis, mich auf relevante Inhalte aufmerksam zu machen. Dieser Aspekt ist heue noch viel zu wenig ausgeprägt.

Können Sie OnlineInfos zu Ihrem Thema empfehlen, auf die ich verlinken kann?

Spontan_
PR 2.0: Introducing the Conversation Prism

Und offline_
Hans Dieter Hellige (Hrsg.): Mensch-Computer-Interface. Zur Geschichte und Zukunft der Computerbedienung

[Das Interview fand im Vorfeld der LearnTec am 6.1.2009 per E-Mail statt.]

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