Ein Bühnengespräch ohne Bühne
für eine Aufführung ohne Publikum

stARTcamp Digital am 28.3.2020

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Einleitung zur stARTcamp-Session BÜHNE /Matthias Müller-Prove

– Geändert: 9/18/23

Joe Weizenbaum erzählte einmal folgende Legende:

Da ist die Geschichte von Picasso. Da steht ein Mann im Museum. Es sieht sich an Guernica. Picasso läuft vorbei. Der Mann, „ach, Meister, wie ich das Bildnis liebe!“ Und schwärmt und schwärmt. Und sagt, „aber sagen sie mir, was bedeutet es?“ Und Picasso antwortet, „wenn ich ihnen das sagen könne, würde ich ein Schriftsteller sein. Aber ich bin ein Maler. – Joseph Weizenbaum 2007

Was bedeutet es nun zu Zeiten von Physical Distancing für Bühnenproduktionen, wenn hinter der Vierten Wand nicht mehr das Publikum sitzt, sondern lediglich eine WebCam das Geschehen von der Bühne ins Internet streamt? Weder sind Publikum und Akteure am selben Ort, noch sind sie unbedingt gleichzeitig.

Auratische Kunst entsteht im Augenblick des Erlebens, wenn Künstler und Publikum die gleiche Luft einatmen.
Nicht am Smartphone oder anderen Bildschirmen. – Rainer Glaap 2018 + 2019


Bühnenluft als Antwort?

Die Musikindustrie kennt schon seit Mitte des letzten Jahrhunderts ein Nebeneinander von Live-Konzert und Aufnahme. Dort gab es mehrere Entwicklungsstufen der Datenträger, der Digitalisierung und der Vertriebswege; und sicherlich gab es auch so einige Verwerfungen, die nicht alle Künstler mitmachen konnten. Ist das ein Weg, auf den das Theater zu Post-Corona-Zeiten zusteuert?

[Es ist] die Aufgabe des Künstlers […] die Grenzen der Sprache ja zu, zu zersprengen, wenn möglich; – Joseph Weizenbaum 2007

Es ist die Aufgabe des Künstlers das Unsagbare auszudrücken und so die Gesellschaft zu bereichern.
Ist es in diesem Sinne nun auch die Aufgabe der Künster, neue Aufführungspraktiken für Theater, Oper, Konzert, etc. zu erkunden und auszuprobieren?


Sven Walser liest gerade Tag für Tag auf der leeren Bühne des Ernst Deutsch Theaters einen Abschnitt aus dem Zauberberg.

Es ist unklar, wie das kulturelle Zusammenleben auf der Welt nach dem Corona-Peak aussehen wird. Sicher ist aber, dass Kultur kein Luxus ist, sondern eine überlebenswichitge Komponente für die Gesellschaft darstellt.

Update; aus dem Hamburg Ballett Newsletter, 6.5.2020:

Ich habe lange darauf hingearbeitet, unsere Tänzer zurück in den Ballettsaal zu bringen. Es ist bewegend zu sehen, mit welcher Konzentration sie die über Jahrhunderte entwickelten Übungen im Raum ausführen!
Zugleich ist es extrem wichtig, das Moment der Kreativität weiterzuentwickeln. Ab nächster Woche möchte ich daher ein Ballett beginnen, das unter den Bedingungen der aktuellen Abstandsgebote entsteht. Solch ein Ballett gibt es noch nicht, und ich bin selbst gespannt, wann und wie es möglicherweise zu einer Aufführung kommt! – John Neumeier, 6.5.2020

Resümee von Birgit Fuchs

In dieser bereichernden Runde ist mir noch klarer geworden, was ich will und was ich nicht will. Die Gedanken an eine digitalisierte Theaterwelt macht mich traurig. Doch bin ich fest davon überzeugt, dass diese Extreme nicht erreicht wird. Denn das Theater lebt von der Atmosphäre vor Ort, dem Gemeinschaftsgefühl, den Schwingungen und Energien – ohne jetzt esoterisch klingen zu wollen. Doch jeder, der schon einmal im Theater oder einem Livekonzert war, das einem emotional berührt hat, weiß, wovon ich schreibe. Online-Angebote können ein toller Zusatz sein, aber kein Ersatz.

"Never say never because limits, like fears, are often just an illusion." – Michael Jordan

Alle Teilnehmer

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