Das ist pures Gold, vielen Dank Matthias! –Lambert Heller im Oktober 2023
Offene Kulturdaten ermöglichen einen Blick in die Vergangenheit unserer Zivilisation und können dabei helfen die Welt zu verstehen. Online-Suchmasken liefern heuhaufenweise digitalisierte Daten und MetaDaten; aber trotzdem geht der Kontext all zu schnell verloren. Wie kann man die Datenflut in einen Informationsstrom verwandeln? Wie kann man den Zugang gestalten, so dass die Zeitreisenden selbst Freude an den Erkenntnissen haben, die ihnen ins Netz gehen?
Eine Antwort bietet das Chrono Research Lab, in dem zahlreiche Datensammlungen miteinander in Beziehung gesetzt werden. Mittels Interaktionsdesign und Informationsarchitektur werden historische Ansichten und Karten – insb. der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky und des Leibniz Institut für Länderkunde – in neue und innovative Projekte einbezogen.
Vor der Zusammenfassung der vorgestellten Projekte, Thesen und Diskussion darf ich mich beim unglaublich kompetenten und agilen Publikum bedanken, das all meine spontanen Ideen und Einfälle neugierig aufgenommen hat; ebenso beim Spender des Hotspots, der die Live-Demos erst technisch ermöglicht hat! Doch hier zunächst der Ausbruch des Stromboli
Projekte
ChronoVolkano | ChronoVolkano 3D mit den Komponenten:
- links: Chronoscope World
- rechts: ein ChronoScroll, also eine HTML-Seite mit ChronoLinks, die das Chronoscope auf bestimmte Karten und Perspektiven einstellt
- Die alten Fotos stammen aus dem Projekt HAPAG Ahoi! – ein Experiment, wie man ein Such- und Stöber-Interface für Photo-Archive gestalten könnte.
Solch ChronoScrolls kann man (ich) zu beliebigen Geo-Themen verfassen. Hier ein weiteres Beispiel anläßlich des 250sten Geburtstages von Alexander von Humboldt am 14.9.2019: ChronoAlex
Weitere spontan vorgestellte Projekte
Thesen
“No limits?! Wissenschaft und Kultur für alle“ (das Motto des StartCampHH)
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen OpenSource, OpenScience und OpenGLAM?
OpenSource
open source is a gift economy:
To understand open source, it helps to make a distinction between a commodity economy, to which we are accustomed in a capitalist society, and a gift economy. In a gift economy, gifts are exchanged, forming a bond based on mutual obligation: In the simplest form of gift exchange, when one person gives a gift to another, the receiver becomes obligated to the giver, but not in a purely mercenary way – rather, the recipient becomes very much like a member of the giver's family where mutual obligations are many, varied, and long lasting.
–aus »Innovation Happens Elsewhere« by Ron Goldman, Richard P. Gabriel
OpenScience
In aller Kürze, OpenScience ist die Einsicht und Initiative der Öffentlichkeit außerhalb des akademischen Betriebs die Forschung und die Erkenntnisse zu erklären, für die ja letztlich auch die Öffentlichkeit bezahlt.
CitizenScience ist Forschung, die von Bürgern durchgeführt wird, die außerhalb der Institutionen stehen, die aber durchaus auf einem Niveau stattfinden können, die die etablierte Forschung voran bringt. Bestest Beispiel sind die Erkenntnisse der Amateurastronomen, die einfach viel mehr Teleskope haben, als die großen Forschungslabore. Beim Durchforsten des Nachthimmels können sie plötzliche Phänomene viel effektiver finden, und dann die großen Teleskope mit engen Beobachtungsslots auf Supernovae und Kometen hinweisen. CitizenScience und OpenScience wirken in entgegengesetzte Richtung, da neue Aspekte in die Forschungsinstitute getragen werden und alle Beteiligten voneinander profitieren.
OpenGLAM
Das Bereitstellen von Kulturdaten von Gallerien, BibLiotheken, Archiven und Museen mit MetaDaten und offenen Lizenzen. So wird eine Remix-Kultur angeregt und es befassen sich viel mehr Bürger/Nutzer/Menschen mit den eingelagerten Kulturartefakten.
openGLAM ist keine Einbahnstraße !!! /photo Thomas Heskia
Bildet Banden – oder: Ein Projekt ohne Community ist tot. /photo Thomas Heskia
Baut Plattformen und nicht nur isolierte Projekte. Berücksichtigt im Concept die offenen Schnittstellen zu anderen Projekten.
#ContextMatters
sharing is caring, denn_
- Redundanz
- /denn die Vernichtung der WWII-Sterbeurkunden im Staatsarchiv Hamburg wäre so nicht möglich gewesen, wenn die digitalisierten Dokumente auf weiteren Festplatten der Community gespeichert gewesen wären.
- Reichweite
- die Erschließung neuer Zielgruppen
- Perspektive
- Neue Zusammenhänge
- Neue Forschungsansätze
- Neue Erkenntnisse
- ZugangGestalten mit Design und Usability
- Eine Suchmaske ist noch keine Online-Strategie.
Sie verstellt den Blick auf das Ganze.
- User Centered Design und Usability
- führt zu einer guten User Experience
Meine Antwort: Das Chrono Research Lab – eine Plattform für kulturelle Zeitreisen
Diskussion
- Wird das Chronoscope im Unterricht an Schulen eingesetzt?
- Noch nicht. Ich halte es aber für sehr geeignet es als Lehr- und Forschungsinstrument einzusetzten.
- Gibt es eine Integration mit WikiMedia?
- Wikipedia-Coordinaten können das Chonoscope steuern. Und zur aktuellen ChronoCursor-Position können Wikipedia-Artikel aufgerufen werden. Eine weitere Integration gibt es nicht. Vielleicht habe ich die Frage auch nicht verstanden?
Kartenscans aus WikiMedia sind (noch) nicht im Chronoscope zu verwenden. Es fehlen die Geo-Eck-Coordinaten, und eine Schnittstelle für die Einbindung. Diese ist denkbar, aber noch nicht vorgesehen oder gar implementiert.
- [Update 2020: Externe IIIF-Karten oder jpgs können ab Chronoscope 2.9 eingebunden werden. Die Coordinaten müssen dazu manuell ermittelt werden.]
- Kann ich ChronoScrolls selbst erstellen?
- Das Chronoscope kann man als iFrame auf jeder Site einbinden; Beispiel: der Lageplan des UX Roundtable Hamburg. [Update: der iFrame-Code wird direkt im Victoria-Menü angeboten.]
- Die ChronoLinks sind persistent und frei zu nutzen.
- Ein ChronoScroll verbindet ChronoLinks und Chronoscope im iFrame auf einer Web-Seite. Es ist eine technische Rechtefrage, das zu ermöglichen, denn die Domain muss freigeschaltet werden. Es geht aber, wie dieses Beipiel zeigt: Ruderrevier Alster/Elbe – Man beachte die Domain ahrvb.de, die eben nicht auf https://mprove.de liegt.
- Es gibt kein Authoring-Tool – wozu denn auch? Denn die ChronoLinks sind mit dem Chronoscope selbst zu erzeugen. Diese URLs kann man in jedem Web-Tool als Link verwenden.
- Bitte melden, falls jemand eine schöne Idee hat. Dann können wir ein ChronoScroll als Pilot-Projekt bauen.
- Liegt das Chronoscope als OpenSource auf gitHub?
- Jein, das Chonoscope Hamburg (version 1 mit goolge maps von 2016) gibt es mit OpenSource Lizenz: github/mprove/leibnizmaps
- Das Chronoscope Hamburg v2.x und das Chronoscope World v2.x nutzen mapbox GL und sind nicht open source, da der Entwicklungsaufwand erheblich war und sich noch keine Monetarisieung ergeben hat. Projekt-Ideen können wir gerne besprechen.
- XSLTransformationen sind auf meiner Site dokumentiert. Damit kann man MITS/MODS oder LIDO-MetaDaten nach LibreOffice Calc konvertieren. Dort generieren Spreadsheet-Formeln den HTML-Code für die Seiten von HAPAG Ahoi!
- Die MARC21 MetaDaten des Leibniz Instituts für Länderkunde werden per XSLT nach HTML übersetzt. Das ist der ChronoAtlas. /vgl. github/mprove/leibnizmaps
- Der Code ist kompakt und nicht unbedingt trivial. Ich erkläre aber gerne, was dort im Detail geschieht.
- Wie ist der Austausch und das Feedback mit den datengebenden Organisationen
- Freundlich bis schleppend. Es gab ein paar Blog-Posts. Auf Twitter liefern sich StabiHH / textundblog / AntjeTheise / therealstief / CodingDaVinci freundschaftliche gegenseitige Retweet-Festivals mit chronoHH. Insgesamt ist aber noch Luft nach oben. Die Nominierung des Chronoscope Hamburg zum offiziellen Projekt des Europäischen Kulturerbejahres 2018 hat keinen nennenswerden Traffic gegeben. Die anderen Hamburger Projekte, zu denen ich Kontakt hatte, haben ähnliche Erfahrungen gemacht.
- Wie sehe ich Storymaps im Vergleich zu den ChronoScrolls des Chrono Research Labs?
- Storymaps kenne ich zu wenig als da etwas Schlaues dazzu zu sagen. Hier ein Beispiel: Mapping Mount Everest
- PS: Storymaps bieten eine gute Plattform, um geo-lastige One-Pager zu erstellen. Den Unterschied – von aller Engineering- und Marketing-Power einmal abgesehen – sehe ich im Concept des Storytelling bei Storymaps und der Idee des selbstbestimmten Entdeckens bei meinen ChronoScrolls. Ich biete eher ein freies Geo-Hyper-Storyreading und weniger eine fertige Geschichte, die durch Geo-Graphiken illustriert wird.
à propos
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Nele Hirsch, 7.9.19:
Matthias greift offene Kulturdaten auf - und entwickelt daraus interaktive Web-Anwedungen. In dem auf dem Startcamp vorgestellten Chrono Research Lab wird historisches Kartenmaterial zu interaktiven Zeitreisen aufbereitet. Als praktisches Beispiel zum Ausprobieren eignet sich das Ansehen und Nachspielen der Forschungsreise von Alexander von Humboldt gut.
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stARTCamp Hamburg 2019
stART.camp Hamburg, diesmal an der der HAW Finkenau /damals_
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Podcast: UnPodcast und Auftakt: stARTcamp meets HOOU
By Matthias Müller-Prove. Erstellt: August 2019, Geändert: 9/18/23