Folienpräsentationen sind ein Standardinstrument bei Vorträgen von Lehrkräften und Schüler:innen. Umso erstaunlicher ist die oftals geringe gestalterische Qualität der Folien. Dabei lässt sich ein ansprechender und informativer Foliensatz leicht erstellen, wenn man einige Grundregeln beachtet.
Es gibt eine schier unendliche Menge an Ratschlägen zur guten Foliengestaltung. Zum einen sind sie alle wahr – zum anderen widersprechen sie sich und sind nur selten auf die Situation im Klassenzimmer anwendbar. In der Schule sind weder typische Bulletpoint-Business-Präsentationen noch grafisch aufwendige Marketing-Slides aus Produktpräsentationen ein angemessenes Medium, um den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Hinzu kommt, dass die verschiedenen Lerninhalte unterschiedlich gut auf Folien portionierbar sind und dass man je nach Entwicklungsstufe der Schüler:innen auch die gestalterischen Text- und Bildelemente angemessen wählen sollte. Ein didaktisch wertvoller Weg vermeidet den berüchtigten »Tod durch Powerpoint« und bedient sich stattdessen aus Elementen des »Presentation Zen«. Dieser Artikel gibt einige Tipps zur Foliengestaltung, die sich im Schulalltag leicht umsetzen lassen.
Doch bevor hier weitere Ratschläge verteilt werden, sei angemerkt, dass alle Folien nur unterstützendes Mittel zum Zweck sein sollten. Sie als Lehrer:in gestalten den Unterricht und sollten jederzeit auf die Schüler:innen eingehen können, statt nur die Folien linear vorzulesen. Die Folien sind auch keine Speaker Notes. Sie sollen im besten Fall Ihre Ausführungen zum Thema ergänzen und illustrieren.
Passen Sie die Vorgaben der Präsentationsprogramme Ihrem persönlichen Stil an. Das ist ratsam, da Sie im Verlauf des Schuljahres einige Zeit mit der Software verbringen werden und Sie dabei jede gestalterische Unschönheit vom Blick auf den Inhalt ablenken wird. Das beginnt schon mit der Wahl des Formats: 4:3 oder 16:9? Klassisch oder modern? 16:9 ist das TV-Format, auf dem ich mich für die Gestaltung von Folien nicht wohlfühle. Objektiv besteht die Gefahr von unsinnigem Weißraum oder zu langen Textzeilen. Mit einem Seitenverhältnis von 3:2 (beziehungsweise 1620:1080) habe ich hingegen sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Goldene Schnitt ist übrigens das Seitenverhältnis von etwa 1,6 – genauer (1+√5)/2. Drei zu zwei kommt dem schon recht nahe.
Schwarzer Text auf weißem Grund. Lieber grotesk (wie z. B. Helvetica Neue) als eine Serifenschrift. Wählen Sie eine Punktgröße, die auch in der letzten Reihe der Klasse gut lesbar ist. Vermeiden Sie Bleiwüsten durch einen ausreichend großen Zeilenabstand. Die Überschriften gern größer. Fett nach Geschmack. Und formulieren Sie bitte in grammatikalisch vollständigen Sätzen.
Folien-Templates helfen Ihnen beim Erstellen der Präsentation, wenn Sie diese auf Ihre Bedürfnisse anpassen. Sicherlich werden Sie eine Titelseite und ein Inhaltsverzeichnis für die Agenda benötigen. Falls Sie den Kurs nicht in einzelne Dokumente aufteilen, dienen diese Seiten insbesondere auch Ihrer eigenen Orientierung im Foliensatz. Ein Semester mit mehreren Hundert Folien ist durchaus in einem Dokument zu bearbeiten. In der Vorschau-Ansicht sind die Titelseiten dann immer noch gut für Sie erkennbar. Für die Schüler:innen exportieren Sie lediglich die Seiten der Woche als PDF. Des Weiteren benötigen Sie die obligatorische Bulletpoint-Textfolie, wobei die Kür darin besteht, die Spiegelstriche dezent zu wählen oder sie gar mit Einrückungen typografisch ganz zu vermeiden.
Beim schon erwähnten »Presentation Zen« (Reynolds 2020) handelt es sich um einen Vortragsstil, der auf vollformatige Hochglanzfotos und plakative Überschriften setzt. Bilder wirken. Bilder vermitteln eine Stimmung, die auch im schulischen Kontext für den nachfolgenden Themenabschnitt bewusst eingesetzt werden kann. Suchen Sie im Internet nach Bildmaterial unter freier Lizenz, die zum Beispiel die historische Dimension der Dichter und Denker beleuchtet oder die den Berg zeigt, dessen Höhe per Pythagoras berechnet werden soll. Mithilfe dieser Mood-Images kann der manchmal abstrakte Schulstoff zugänglicher angeboten werden.
Die am besten geeigneten Folienvorlagen für Bilder sind ein halb- und ein vollformatiger Bilderrahmen. So kann man leicht auf einer geteilten Folie das Porträt einer Wissenschaftlerin mit einem Zitat ergänzen. Ein Bild entfaltet seine Wirkung ohne Rand oder auf schwarzem Folienhintergrund am besten. Vergessen Sie nicht, in einer kleinen Fußzeile die Bildquelle anzugeben. Denn auch in Copyright-Aspekten sollten Sie für die Schüler:innen ein Vorbild sein.
Ein Beispiel in Keynote. Agenda, vollformatige Bilder, klare Struktur, großzügiger Weißraum
Zwei weitere Gestaltungselemente möchte ich kurz vorstellen, die die Funktion des altmodischen Zeigestocks übernehmen können. Erstens: Sammeln Sie auf einer privaten Folie große Icons, die auf besondere dramaturgische Abschnitte hinweisen – Gruppenarbeit, Hausaufgabe, Terminansagen –, und simple Formen, wie z. B. spitze Dreiecke, die auf wichtige Objekte der Folie zeigen können. Diese Icon-Palette sorgt dafür, dass Sie grafisch einheitliche Akzente per Copy and Paste setzen können. Zweitens: Nutzen Sie eine halbtransparente Box, die Sie über die Agenda legen und bis zum aktuellen Punkt herunterschieben. Zu den noch ausstehenden Themen erlaubt die Transparenz Orientierung und wird ab doppelstündigen Unterrichtseinheiten zu einer sinnvollen Navigationshilfe.
Oft wird empfohlen: »Animieren Sie Ihre Grafiken. Das prägt sich viel besser ein und ist spannend zu beobachten!« – Nein! Animationseffekte um ihrer selbst willen lenken nur ab. Setzen Sie Animationen dort ein, wo es inhaltlich sinnvoll ist, nämlich um Zusammenhänge zu veranschaulichen. So lassen sich beispielsweise die Phasen eines komplizierten Prozesses durch eine Reihe von animierten Schritten besser erklären, da das Tempo aus dem Lernprozess sogar herausgenommen und die Komplexität im Vergleich zu einem komplett eingeblendeten Diagramm reduziert wird. Für die Übergänge zwischen allen Folien ist ein einheitlicher ruhiger Effekt zu empfehlen, wie beispielsweise Überblenden (Dissolve) in 0,7 Sekunden. Alle anderen Videoeffekte haben in schulischen Präsentationen nichts zu suchen.
Eingebundene Videos können den Unterrichtsstoff multimedial anreichern. Aber auch hier gibt es einige technisch bedingte Hürden zu nehmen. Haben Sie ausreichend Netz? Sonst speichern Sie die Clips zuvor lieber lokal. Außerdem vermeiden Sie so auch Werbeeinspieler von YouTube. Haben Sie Ton im Klassenraum? Sonst organisieren Sie sich mobile Boxen. Aber Moment! Haben Sie überhaupt einen Klassenraum?
Spätestens seit der Covid-19-Pandemie müssen sich Lehrer:innen auch im virtuellen Klassenraum zurecht finden und den Unterricht für dieses Medium aufbereiten und umgestalten. In Bezug auf die Videos birgt das oftmals Probleme, da die Leistung des Laptops und die Internetverbindung an ihre Grenzen stoßen. Sämtliche Schüler:innen- und Dozent:innen-Videos müssen übertragen werden – dann der Download von der Videoplattform und der Upload in das Konferenzsystem. Bei den Empfängern muss ebenso genügend Rechen- und Leistungskapazität vorhanden sein, um all die Daten flüssig anzeigen zu können.
Zur Foliengestaltung für den Online-Unterricht ist anzumerken, dass die Schüler:innen nun wesentlich dichter am Bildschirm sitzen und somit die Folie im Gesichtsfeld einen größeren Raum einnimmt als eine vom Beamer projizierte Folie im Klassenzimmer. Zwar bleiben die Gestaltungsgrundsätze für Folien dieselben – die Zeichensatzgröße kann nun aber verringert und im Gegenzug die Schriftmenge moderat erhöht werden, sofern man sich weiterhin an typografische Richtlinien der optimalen Zeilenlänge und des Layouts hält. Haben Sie keine Angst vor Weißraum. Nutzen Sie ein grobes Raster aus Hilfslinien in Ihrem Präsentationsprogramm, um Text und Bildelemente harmonisch auf den Folien zu verteilen und zu einer großzügigen, teils mehrspaltigen magazinartigen Seitenaufteilung im Querformat zu kommen.
Das Foliendesign kann man also für eine bessere Darstellung am heimischen Schülerlaptop anpassen. Und den Einsatz von Videos kann man minimieren. Die weit grundsätzlicheren Probleme, die durch die neuen Anforderungen an Klassen im Remote- oder Hybridunterricht aufgeworfen werden, lassen sich aber nicht ignorieren. Die Betrachtungs- und Lernsituation ist so ungewohnt anders, dass man einige Aspekte neu überdenken muss.
Es fehlt der Blickkontakt zu den Schüler:innen. Es fehlt an unbewusster Körpersprache, da man – im besten Fall – lediglich als Porträtbildchen in einer Kachel sichtbar ist. Selbst der immanente Geräuschpegel fehlt, da er eben nicht nur störend ist, sondern auch Aufschluss über die Aufmerksamkeit der Klasse gibt. Es scheint kaum Video-Konferenz-Systeme zu geben, die auf schulische Anforderungen optimiert sind.
Aus Sicht eines professionellen Interaktionsdesigners, der benutzbare Software gestaltet, schmerzt insbesondere das Fenster-Layout beim Teilen des eigenen Bildschirms. Während die Folie fast den ganzen Bildschirm füllt, wird die Vortragende in eine kleine Kachel verbannt. So sollte es nicht sein. Die Lehrer:in ist mit ihren Ausführungen wichtiger als die Folien. Im Wechselspiel zwischen beiden Modalitäten – Rede und Folie – kann ein Schüler lernen. Abhilfe schaffen individuelle Experimente, um Picture-in-Picture zu ermöglichen, also zum Beispiel die Folien als Hintergrund im Greenscreen, wie bei einer Wettervorhersage im TV, oder ein schwebendes Kamerafenster über den Slides, das sich mit QuickTime auf macOS re- alisieren lässt. Je nach Software ist auch ein zweiter Bildschirm sinnvoll, mit dem man die Kacheln der Schüler:innen im Blick behalten kann.
Viele der heutigen Schüler:innen werden im späteren Berufsleben in teamorientierten Organisationsformen arbeiten, in denen sie ihren Kolleg:innen Planungen und Konzepte vorstellen sollen. Ihnen als Lehrer:in kommen hier zwei wichtige Aufgaben zu. Neben der Diskussion des Unterrichtsstoffes geben Sie den Schüler:innen ein Vorbild in Bezug auf wissenschaftliches Arbeiten und den Umgang mit Zahlen, Daten, Fakten (Z.D.F.), aber auch in Bezug auf Rhetorik und Präsentationstechniken. Spätestens in den Sekundarstufen werden Sie die Schüler:innen immer häufiger um kleine Referate bitten, in denen sie die Hausaufgaben vorstellen oder ein eigenes Thema erforschen. Schüler:innen profitieren am meisten, wenn sie in einem sicheren Umfeld experimentieren und sich ausprobieren können. Alle Varianten und Kombinationen von analogen und digitalen Medien sind erlaubt, um Ideen zu kommunizieren. Ein folienbasierter Vortrag ist nicht immer das beste Medium der Wahl, da die Seiten auch trotz einiger Animationen recht starr sind. Mindmaps und Concept-Maps sind genauso hilfreiche Methoden, um Ideen und Erkenntnisse zu präsentieren. Sie sind sogar besser geeignet für das selbstständige Erforschen von Zusammenhängen, da die Charts sich interaktiv an die Themenknoten anpassen.
Präsentationen müssen zur Lehrkraft, zum Stoff und zur Situation der Schüler:innen passen. Entwickeln Sie Ihren eigenen Stil unter Beachtung einiger Grundregeln der Typografie und des Layouts zur guten Lesbarkeit der Inhalte. Versuchen Sie, die Informationsdichte pro Folie konstant zu halten. Untergliedern Sie Ihren Vortrag mit einer Agenda und gelegentlichen großformatigen Mood-Images, die Assoziationen zum Thema wecken. Planen Sie die Vortragsdynamik mit unterschiedlichen didaktischen Elementen, um die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler:innen optimal auszunutzen. Unterrichtspassagen mit Folien sind ein solides Element zur Wissensvermittlung. Die Konzeption des Unterrichts sollte aber nicht mit dem Präsentationswerkzeug erfolgen, sondern schon viel früher mit klassischen Methoden geleistet werden. Mehr zum Umfeld von Präsentation ist bei (Pias/Coy 2009) nachzulesen.
Reflektieren Sie Ihren eigenen Vortragsstil und Ihr Foliendesign. Lassen Sie sich Feedback geben, und begleiten Sie auch Ihre Schüler:innen mit freundlich-konstruktivem Feedback. ◆
Matthias Müller-Prove ist unabhängiger Innovations- und Interaktionsdesigner. Er ist ein erfahrener Redner auf internationalen Konferenzen und lehrt als freier Dozent an privaten Hochschulen in den Bereichen »Branded Interactions«, »Information Architecture« oder »Social Media Trends«.