Eine Arabeske über den Begriff der User Experience

User Experience Newsletter #3, Dezember 2004

Liebe Mitglieder des User Experience Forums,

auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame gibt es heute die dritte Ausgabe des User Experience Newsletters. Lassen Sie mich zu diesem Anlass eine Arabeske über den Begriff der User Experience versuchen.

Was ist User Experience? Da stellen wir uns mal lieber nicht ganz dumm, denn damit kommen wir nicht weiter. User Experience habe ich bislang als ganzheitlichen Ansatz bei der Gestaltung von Benutzungsschnittstellen verstanden. Ganzheitlich in dem Sinne, dass man mit Designern und Usability-Testern alle Phasen der Benutzung des jeweiligen Produktes gestaltet. Installation, Lernphase, Benutzung. Wenn man besonders ganzheitlich sein möchte, dann kann man auch schon bei der Werbung und dem Verkauf beginnen, und am Ende steht ein Upgrade oder die De-Installation. Na, wenn das nicht ganzheitlich ist!

Doch nun beginne ich langsam zu verstehen, dass es noch eine weitere Dimension zu beachten gibt. Mit dem Menschen haben wir es nämlich mit einem sehr komplexen Wesen zu tun. Der Mensch war nicht einfach so da (auch wenn das einige behaupten mögen), sondern seine Entwicklungsgeschichte ist immer noch in ihm vorhanden. Vereinfacht gesagt leben in uns Reptil, Säugetier und der Denker – „Cogito ergo sum“.

Jedoch ist es mehr ein Nebeneinander, denn ein wirkliches Zusammenleben. Das kleine Reptiliengehirn versteht einfach nicht, was die anderen Hirnareale ihm erklären wollen. Es tut seinen Dienst und reagiert mit ein paar Reflexen. Das Säugetiergehirn ist ein fleißiger Lerner und begegnet seiner Umwelt mit entsprechenden Erwartungen. Der kausal denkende Part macht sich ein Modell von der Welt und zieht daraus so seine Schlüsse.

Für jedes dieser Wesen gilt es ein User Interface zu entwickeln, dass ihm entspricht. Besser, es gilt ein User Interface zu entwickeln, das mit allen drei Ebenen des Menschen korrespondiert. Nicht immer ist das möglich, aber es hilft doch, wenn man sich als Gestalter über die verschiedenen Aspekte der menschlichen Natur bewusst ist.

Ich freue mich auf Kommentare von berufener und kompetenter Seite.

Eine schöne Adventszeit wünscht
Matthias Müller-Prove

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Der Mensch ist zwar zur Selbstreflexion in der Lage, aber er tut dies nur selten. Meine These ist die, dass der Mensch die Dimensionen seines Wesens eben nicht ganzheitlich benutzt, sondern dass die Zussammenarbeit der Teile nur sehr eingeschränkt funktioniert. Darum ist es auch nicht schnurz, aus welchem Grund ein Produkt bzw. das User Interface abgelehnt wird. Hier liegt nämlich die Quintessenz zur Lösung des jeweiligen Problems.

Hat nun Herr Meier den Stein der Weisen gefunden, indem er auf die Kommunikation hinweist?

Das Fragen der und Kommunizieren mit den Benutzern ist meiner Meinung nach keine sichere Methode. Es ist eine wichtige Methode, aber mit dem Gespräch allein läßt man für das UI-Design Wichtiges außer acht. Benutzer lügen uns an. Nicht absichtlich. Nicht böswillig. Aber sie sind Menschen. Ihnen sind gewisse Sachverhalte einfach nicht rational zugänglich, im wortwörtlichen Sinne: unbewußt.

Abschließend eine Anekdote aus dem Cockpit-Design.
Wenn sich ein Flugzeug in unvorteilhafter Flugbahn einem Hindernis nähert, beispielsweise einem Berg oder einem anderen Flugzeug, dann ertönt eine akustische Warnung: „Pull up!“
Piloten vernahmen das Kommando und überlegten, was zu tun … CRASH
Im verbesserten Design ertönt nun das Kommando: „Pull up! Don’t think! Pull up!“

in diesem Sinne
Matthias Müller-Prove

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