Gastvorträge an der HAWK Hildesheim 2015-2018
Es gibt 3 Sorten Mathematiker. Die einen können zählen – die anderen nicht.
Eine Vortragsreihe an der HAWK Hildesheim von 2015 - 2018, 2023
/cf
Die Computer-Revolution der digitalen Gesellschaft hat einen wesentlichen Impuls durch die Gegenkultur der Flowerpower-Bewegung der späten 1960er-Jahre in Californien erhalten. Idealismus und ein vertrauenvoller Austausch zwischen den Computer-Pionieren führte zu einem massiven Innovationsschub, der bis heute in Form von Open Source-Systemen fortlebt und der die Grundregeln der vernetzten Gesellschaft definiert. Betrachtet wird das System aus Mensch und Computer, die sich massiv gegenseitig beeinflussen, und die somit als Gesamtsystem die Medienrevolution herbei geführt haben. Es müssen allerdings die Grundlagen hinterfragt werden, damit das Vertrauen und die Aufmerksamkeit der Menschen nicht von einzelnen Firmen und Akteuren ausgenutzt wird.
Unsere moderne Gesellschaft scheint durch Computer und Softwaresysteme bestimmt zu sein. Die damit verbundenen Veränderungen sind für die einen enorm; sie sprechen vom »digitalen Wandel« und »Industrie 4.0«. Die anderen, die mit der digitalen Technik aufgewachsen sind, verbinden damit keine Ängste, sondern sie nehmen die digitalen Services als selbstverständliche Infrastruktur wahr. Erst beide Sichtweisen zusammen schaffen eine gute Grundlage, wenn es darum geht die nächste Generation der Produkte und Services zu gestalten und damit letztlich auch auf die Spielregeln Einfluss zu nehmen, die unsere Gesellschaft zusammen halten.
Computer und digitale Netzwerke waren nicht immer in Form von SmartPhones, KI und sprachbasierten Systemen Teil unseres Alltags. Computer werden von Menschen entwickelt und programmiert und damit kommt den Designern und Informatikern eine besondere Verantwortung zu. Sie sind es, die die digtal-vermittelte Sicht auf die Welt gestalten; und die immer tiefer in das Leben der Nutzer eingreifen. Kommunikation und gesellschaftlicher Diskurs sind ohne die digitalen Medien kaum noch vorstellbar. In diesem System sind es die komplexen und intransparenten Algorithmen, die die Spielregeln bestimmen.
Wir befinden uns in der sogenannten Digitalen Revolution. Dabei überschlagen und überbieten sich die Begrifflichkeiten von Neuer Arbeit zu Industrie 4.0; von HyperMedia zu Semantic Web; von Big Data und Deep Data über Uber zu autonomen Autos mit KI am Lenkrad. Aus Dialogschnittstellen werden 360-immersive VR/AR/Mixed-Reality Anwendungen mit Datenbrille und Wearables. Unsere Aufmerksamkeit wird durch diverse soziale Netze in kleinste Augenblicke zerteilt. Statt Schwarmintelligenz gibt es virale Katzenvideos und massenhafte Manipulationen von demokratischen Entscheidungsprozessen.
In diesen hektischen und hysterischen Zeiten will der Vortrag die Diskussion versachlichen. Der tagespolitische Begriff der Digitalen Transformation ist insofern irreführend, als dass die Digitalisierung mit Gottfried Wilhelm Leibniz im ausgehenden 17. Jahrundert, bzw. mit Charles Babbage und Ada Lovelace um 1840 begonnen hat. Die Rechnertechnik hat seither mehrere Generationen mit exponentieller Steigerung der Rechenleistung hinter sich. Gordon Moore’s Prognose, nach der sich alle 18 Monate die Dichte der Transistoren bei gleichem Preis verdoppelt, gilt seit den 1960er Jahren ungebremst.
Was ist 50 Jahre nach Douglas Engelbart’s Mother of All Demos aus seiner Vision Augmenting Human Intellect und der Co-Evolution des Systems Mensch-Computer geworden? Welche Mechanismen treiben das System voran? Wer sind die Macher der Modernen Zeiten und was bewegt sie uns zu bewegen? Wie können wir den kulturellen Wandel begreifen und daraus die gestalterische Kraft für zukünftige Algorithmen und Lösungen schöpfen?